72 Vii. §. 3. Natur und Vorgeschichte des Weltreichs.
fähigungen dem Menschengeschlecht von Gott verliehen war, das fand
sich in diesem großen asiatischen Weltreich in wunderbarer und einziger
Vollständigkeit bei einander.
§. 3. Natur und Vorgeschichte des Weltreichs.
Die neuesten Forschungen über die Geschichte des großen asiati-
schen Weltreichs stimmen gleich in dem Punkte mit den Andeutungen
der heiligen Schrift zusammen, daß sie dasselbe nicht als einen abge-
schlossenen, streng organisirten, monarchischen Einheitsstaat darstellen
(wie Aegypten), sondern als einen Feudalstaat, ähnlich wie im Mit-
telalter das deutsche Reich. Nämlich eine Menge kleiner Könige und
Stammfürsten waren unter der Oberhoheit eines gemeinschaftlichen
Oberherrn oder Kaisers vereinigt. Die Oberherrschaft blieb aber
nicht immer bei derselben Königsfamilie, auch nicht bei demselben
Volksstamm, sondern wechselte, je nachdem im Laufe der Zeiten bald
der eine bald der andere Stamm, bald diese bald jene Persönlichkeit
die Nebermacht erlangte. So wie also im deutschen Kaiserreich die
kaiserliche Würde überging von den Sachsen auf die Franken, auf
die Schwaben, aus die Habsburger und Luxemburger — so ging in
jenem alten Weltreich die Oberherrschaft von dem kuschitischen Ba-
byloniern zu den Elamiten, zu den Assyrern, zu den Chaldäern, zu
den Medern und Persern über. Bald trennte sich ein Königreich
von dem gewaltigen Staatskörper und versuchte eine selbständige
Existenz, bald dehnten sich die Grenzen des Weltreichs über neue
Länder und Völker aus. Unaufhörlich verengte oder erweiterte sich
das Gebiet. Auch fehlte es nie an einheimischen Streitigkeiten, an
Bürgerkriegen und Empörungen; und der plötzliche Machtwechsel war
eben so häufig im asiatisch-heidnischen, wie später im germanisch-
christlichen Kaiserreich. Die Schrift berichtet uns von der großen
Menge der Vasallenkönige Assur's, von der Masse verschiedener
Völker, die sich unter seinem gemeinsamen Scepter versammelt ha-
den. So schildert Ezechiel 31 die Herrlichkeit Assur's zu der Zeit, als
es an der Spitze deö Weltreichs stand. Assur war ein Cederbaum,
höher denn alle Bäume auf dem Felde. Alle Vögel des Himmels
wohnten auf seinen Aesten, und alle Thiere im Felde hatten Junge
unter seinen Zweigen, und unter seinem Schatten wohnten alle große
Völker. Und war ihm kein Cederbaum gleich in Gottes Garten,
und die Tannenbäume waren seinen Aesten nicht zu vergleichen und
die Kastanienbäume waren nichts gegen seine Zweige.
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$') Vii. §. 7. Ende der assyrischen Herrlichkeit (606 v. Ehr.).
wurde die ungeheure Pruchtstadt vernichtet, daß bis in die neueste Zeit
hinein die Gelehrten sich darüber streiten konnten, wo ste gelegen habe.
So wahr ist geworden das Wort des Herrn durch Nahum: wo ist
nun die Wohnung der Löwen, und die Weide der jungen Löwen, die
ihre Wohnung Meten mit Raub und von ihrem Raube nicht lassen
wollten. Einer der ausgezeichnetsten Geographen neuester Zeit, nachdem
er den jetzigen Zustand der Gegend des alten Ninive auf das Sorg-
fältigste erforscht und beschrieben hat, kann nicht umhin, zu bezeugen:
„Die Prophezeiungen eines Jona, Na hum, Z e p h an ja über die große
Herrscherstadt voll Macht, Reichthum, Pracht, Schwelgerei, Tyrannei,
Ungerechtigkeit, Götzendienst und Sünde aller Art find vollständig er-
füllt, und es muß an Ort und Stelle ein schauerliches Gefühl er-
wecken in den öden Räumen der Trümmerhügel, die sich nur in den weni-
gen Wochen des kurzen Frühlings grünlich färben, aber bald vom
trocknen Sonnenbrände wieder versengt, braun und dunkel daliegen,
solche Stelle zu lesen wie Zeph. 2, 13—13, oder Ez. 31 und 32,
wo mit grausenhafter Pracht der Sturz Assur's, des gewaltigen Ce-
derbaums, geschildert wird.
Gewöhnlich wird das Ende der assyrischen Herrlichkeit so erzählt:
Nach Asarhaddon folgt (etwa 670) Saosduchin und 20 bis 30
Jahre später Ch in i lad an, derselbe, der in Buch Judith Nebucad-
uezar genannt wird. Beide hatten mit unaufhörlichen Empörungen
zu kämpfen, besonders gegen den König in Medien, Phraortes, der
mit einer großen Zahl der östlichen Völker sich losgerissen und eine
förmliche Spaltung des gewaltigen Reiches bewirkt hatte. Die zins-
pflichtigen Völker wurden, wie es scheint, noch einmal unterworfen, und
in gänzlicher Verkennung der Gefahren der gegenwärtigen Lage wurden
wiederum Heere ausgesandt nach dem Westen hin, um die Eroberungs-
gedanken des San her ib weiter zu verfolgeu. Den Untergang dieser
Heere schildert das Buch Judith. Sofort erhob sich der medische
König Kharares, des Phra ortes Sohn, gegen das assyrische Reich
und der letzte Herrscher in Ninive, Sarak, erbte den Kampf gegen
den mächtigen ehemaligen Vasallen, den er nicht mehr überwinden
konnte. Schon war der sonst so gefürchtete Monarch in seiner eignen
Hauptstadt bedroht. Da wurde die Gefahr noch einmal wieder ab-
gewandt, und den Niniviten noch eine kurze Frist zur Flucht, zur Ret-
tung und zur Buße gegeben. Vom Norden her, wie es scheint vom
Kaukasus herab, aus den Gebieten der Mesech und Thubal oder der
Gog und Magog her, war ein wildes Reitervolk, die Griechen nennen
es Skythen, in die astatischen Reiche eingefallen und hatte alle Länder
bis nach Aegypten hin durchströmt. Sie sollen 28 Jahr die westasiatischen
Länder verheert haben. Endlich aber war auch dieser Sturm oorüber-
gebraust, und nun hatte Ninive's letzte Stunde geschlagen. Mit dem
Kharares (oder seinem Sohn Astyages) hatte sich der Vasallen-
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